Dahlem – wo die Exzellenz zu Hause ist

Dahlem ist weit über Berlins Stadtgrenzen hinaus bekannt als ein sehr grüner Wohnort, reich an prächtigen Villen und ein Ort der Bildung und Forschung. Will man das Charakteristikum von Dahlem mit einem Begriff fassen, ist es „Exzellenz“. Das gilt auch für seine Lage auf halbem Wege zwischen der ehemaligen Residenzstadt Berlin und der einstigen Garnisons- und heutigen Landeshauptstadt Potsdam. Dahlem ist seit mehr als einhundert Jahren eine Referenz für gehobene Lebensqualität.

Warum Dahlem?
Noch heute, wenn man zum Beispiel den reetgedeckten Eingang des U-Bahnhofs Dahlem-Dorf verlässt, meint man, weit draußen vor Berlin angekommen zu sein. Die Felder der Domäne Dahlem, die sich vis-à-vis im Hintergrund erstrecken, geben dem erhaltenen historischen Dorfkern einen ländlichen Anstrich. Das Bild des Anger-Dorfes wird vervollständigt von der Gaststätte „Alter Krug“ und einigen ehemaligen Landarbeiterhäuschen südlich davon. Der Anger selbst beeindruckt mit seinem herrlichen Baumbestand, dem Kriegerdenkmal und dem darunter liegenden, nur durch eine in den Hügel führende Eingangspforte erkennbaren Eiskeller aus dem Jahr 1704. Am westlichen Dorfeingang befindet sich die Kirche St. Annen. Ihr genauer Entstehungszeitraum ist umstritten. Die früheste Datierung legt ihn in die Mitte des 13. Jahrhunderts, also etwa in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung Dahlems 1275. Vorsichtigere Thesen datieren ihn in das 14. Jahrhundert.
Dahlem – das Dorf und seine Kirchen
Das ehemalige Herrenhaus am Nordrand des Dorfangers wurde um 1680 unter Einbeziehung von Teilen eines Vorgängerbaus für Kuno Hans von Wilmersdorff (1638-1720) erbaut, der Dahlem 1671 erworben hatte. Der in zurückhaltendem Barockstil errichtete zweigeschossige Bau besitzt einen Giebel, der Anklänge an die Renaissance aufweist. Das Herrenhaus ist heute eines der in seinen Ursprüngen ältesten profanen Gebäude Berlins. Im hintersten Winkel des Hauses bezeugt ein spätgotisch gestalteter Raum mit Sterngewölbe die lange Geschichte des einstigen Rittergutes, das im 14. Jahrhundert an dieser Stelle stand.

Deutlich jünger ist die Jesus-Christus-Kirche an der Kreuzung Hittorfstraße/Faradayweg. Sie wurde 1932 geweiht und war die erste Wirkungsstätte von Pfarrer Martin Niemöller (1892-1984), Vertreter der Bekennenden Kirche, der im so genannten Dritten Reich ein ambivalentes Verhältnis zum Nationalsozialismus pflegte. Begrüßte er 1933 noch die Regierung Hitler, geriet er im Zuge der politischen Gleichschaltungen im NS-Staat mehr und mehr in Opposition zu ihr, was 1938 dazu führte, dass er vorübergehend im KZ Sachsenhausen interniert wurde. Das Martin-Niemöller-Haus in der Pacelliallee 61 erinnert an die Geschichte der Bekennenden Kirche. An der heutigen Bedeutung der Jesus-Christus-Kirche ist vor allem die exzellente Akustik des Innenraums verantwortlich. Schon Herbert von Karajan (1908-1989) nutze sie für Einspielungen mit den Berliner Philharmonikern und auch heute wird sie von renommierten Künstlern und Produktionsfirmen gerne für Tonaufnahmen genutzt.

Dahlem – ein deutsches Oxford
Als im Dezember 1948 die Freie Universität Berlin aus Protest gegen die immer stärkere stalinistisch-ideologische Vereinnahmung von Forschung und Lehre an der Universität Unter den Linden in Dahlem gegründet wurde, war die Wahl des Ortes für eine Neugründung kein Zufall. Denn bereits vor dem Ersten Weltkrieg sollte hier ein Campus für akademische Forschung und Lehre entstehen. Im Jahr 1901 ließ der Ministerialdirektor im preußischen Kultusministerium Friedrich Althoff (1839-1908) die Königliche Domäne Dahlem auflösen und parzellieren. Sein Ziel war „die Begründung einer durch hervorragende Wissenschaftsstätten bestimmten vornehmen Kolonie – ein deutsches Oxford“. Wohnen und wissenschaftliches Arbeiten sollten nach britischem Vorbild verbunden sein. An den in den folgenden Jahren entstehenden naturwissenschaftlichen Instituten forschten zwölf Nobelpreisträger und viele weitere herausragende Wissenschaftler, darunter Max Planck (1858-1947), Otto Hahn (1879-1968) und Albert Einstein (1879-1955).

Die Freie Universität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einer Massenuniversität zu einer Spitzenuniversität gewandelt. In den Geisteswissenschaften gehört sie zur internationalen Elite und belegt in Europa hinter Oxford und Cambridge den dritten Platz. Außergewöhnlich ist mitunter auch die Architektur der Institutsgebäude. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist die Philologische Bibliothek, die nach Entwürfen des Stararchitekten und Neugestalters des Berliner Reichstags Norman Foster (geb. 1935) errichtet wurde. Sie trägt den beziehungsreichen Beinamen „Berlin Brain“, eine Anspielung nicht nur auf ihre rundgewölbte Außenhülle und das eigenwillige Raumkonzept, das zwei in Hemisphären angeordnete Gebäudeebenen ähnlich der Anatomie des menschlichen Gehirns realisiert.
Dahlem – Villen zwischen Jagdschloss und Botanischem Garten
Villen und prominente Bewohner prägen seit gut 100 Jahren den Ortsteil. Moritz Jandorf (1879-1962), Bruder des Gründers der Warenhauskette A. Jandorf & Co. und des KaDeWe Adolf Jandorf (1870-1932), ebenfalls im Unternehmen tätig, ließ sich 1923-24 auf dem Grundstück Gelfertstraße 32/34 eine Villa bauen, die durch ihre imposante Größe, die Verschachtelung der Bauvolumen und die Symmetrie der Gliederung beeindruckt. Zu den Dahlemern zählte in den 1920er-Jahren auch der Filmregisseur Fritz Lang (1890-1976), der dem deutschen Film mit „Metropolis“ 1927 Weltgeltung verschafft hatte. Hildegard Knef (1925-2002), aufgewachsen auf der Schöneberger Roten Insel, begann in den 1940er-Jahren ihre Karriere bei der Ufa, und schaffte damit auch den Sprung nach Dahlem. Die letzten Kriegswochen erlebte sie in der Gelfertstraße 37 bei ihrem Liebhaber, einem Dramaturgen der Ufa, der die Villa nach Zwangsenteignung der jüdischen Eigentümer erworben hatte.
Üblicherweise sind die Dahlemer Villen durch klassische Formensprache geprägt, umgeben von parkähnlichen Gärten. Davon hebt sich das Haus Maurer, Am Erlenbusch 14A, durch seine schlichte Form deutlich ab. Es ist eines der beiden letzten, vom Bauhaus-Gründer Walter Gropius (1883-1969) gestalteten Privathäuser, bevor er 1933 emigrierte, und gehört zu den bemerkenswertesten Bauten des Funktionalismus in Berlin.

Das Jagdschloss Grunewald markiert am gleichnamigen See den westlichen Abschluss von Dahlem. Das 1542 errichtete Schloss ist das älteste noch erhaltene Schloss Berlins und beherbergt eine Gemäldesammlung, die rund 200 Bilder umfasst und einen interessanten Einblick in die Kunstpflege in Brandenburg-Preußen seit der Renaissance gibt, allerdings mit Ausnahme der Epoche Friedrich II. (1712-1786). Im Osten schließt der Botanische Garten den grünen Ortsteil ab. In der 1897-1903 geschaffenen Anlage, die den alten Botanischen Garten in Schöneberg ersetzte, ist auch die Grabstätte des Ministerialdirigenten im Preußischen Kultusministerium Friedrich Althoff (1839-1908), der die Verlegung des Gartens veranlasste, zu finden.

Darum Dahlem!
Grün, ruhig, dabei stadtnah und von hoher kultureller und wissenschaftlicher Bedeutung: Dahlem bietet exzellente Wohn- und Lebensqualität. Dank des Universitäts-Campus, der vielen wissenschaftlichen Institute und unterschiedlichen Museen wie dem Brücke-Museum und dem Museum Europäischer Kulturen wird auch der öffentliche Raum, Straßen, Plätze, Cafés und Restaurants von einem sehr internationalen, heterogenen Publikum geprägt. Die Verkehrsanbindungen nach Potsdam und in die Berliner Stadtzentren ist mit U- und S-Bahnen sowie der Bundesstraße 1 hervorragend. Nur ein Katzensprung ist es so zum Beispiel auch an die Havel und das Autobahnnetz in alle Himmelsrichtungen.