Schöneberg – vom Dorf zum Mittelpunkt der Welt

Magie und Vitalität von Schöneberg offenbaren sich nicht nur im Sichtbaren, sondern vielmehr im täglichen Erleben. Schöneberg ist nicht der schnellste Stadtteil Berlins, doch ungemein lebendig. Schöneberg glänzt auch nicht mit schicken Boulevards, hat aber das KaDeWe und den Winterfeldtplatz in seinem „Portefeuille“. Schöneberg ist nicht groß, doch vielfältig. In Schöneberg begegnen wir Weltoffenheit mit Bodenhaftung, Schauplätzen von welthistorischer Bedeutung, Berliner Gelassenheit und – ja: Savoir vivre. Doch eines springt bei Schöneberg sofort ins Auge: Seine ungemein zentrale Lage.
Warum Schöneberg?
„Ish bin ein Bearleener“, ist der wohl bekannteste Satz, der je von Berlin in die Welt ging. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges rief ihn John F. Kennedy (1917-1963) am 26. Juni 1963 vom Balkon des Schöneberger Rathauses einer begeisterten Menge zu. Da war die Berliner Mauer noch keine zwei Jahre alt. Es dauerte weitere 26 Jahre bis Willy Brandt (1913–1992), bei Kennedys Besuch Regierender Bürgermeister der Halbstadt, an gleicher Stelle am Abend des 10. November 1989 zu einem euphorischen Publikum sprach: „Dies ist ein schöner Tag nach einem langen Weg, …“ Die Berliner Mauer war gefallen.
Auch der Weg Schönebergs zu einem Schauplatz der Weltgeschichte war lang. Erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt, wurde der Ort im Bereich der Hauptstraße gegründet, wo ein Dorfanger noch heute seinen Ursprung markiert. Die Hauptstraße verbindet Berlin mit Potsdam und ist als Bundesstraße 1 auch eine der bedeutendsten und ältesten Magistralen Berlins. Unter Carl Gotthard Langhans (1732-1808), dem Architekten des Brandenburger Tors, wurde sie bis 1795 als erste Straße in Preußen zur Chaussee ausgebaut. Im Norden schließt der Stadtteil mit der Kurfürstenstraße ab, die Theodor Fontane (1819-1898) im Roman „Irrungen, Wirrungen“ für die 1870er-Jahre noch als stillen Wiesenpfad mit vereinzelten Bänken beschreibt.
Vom beschaulichen Dorfanger bis zum Schauplatz der Weltgeschichte: Ein Bezirk mit turbulenter Historie entwickelt sich zum urbanen Anziehungspunkt mit exzellenter Lebensqualität.
Zum 1. Januar 1861 wurde ein großer, nördlicher Teil von Schöneberg in das Stadtgebiet Berlins eingemeindet. Die Feldmark Schöneberg schrumpfte dadurch im Nu von über 8 000 auf nur noch 2 700 Einwohner. Der Grund dafür war, dass die preußische Haupt- und Residenzstadt den auf Schöneberger Boden befindlichen „Königlichen Botanischen Garten“ innerhalb seiner Grenzen haben wollte. Hier betreute der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso (1781-1838) nach seiner Weltreise von 1819 bis zu seinem Tod als „Aufseher der Pflanzen“ das Herbarium. Um 1900 wurde der Botanische Garten nach Dahlem verlegt. Seitdem trägt das Areal den Namen „Heinrich-von-Kleist-Park“.
Die „Rote Insel“: Ein Ort mit politischer Vergangenheit
Weiter südlich, am Kaiser-Wilhelm-Platz, verlassen wir die Hauptstraße und folgen der Kolonnenstraße über die Julius-Leber-Brücke. Wie nahezu überall in Berlin, setzte nach der Reichsgründung 1871 auch hier eine umfangreiche Bautätigkeit ein. Umschlossen von Bahntrassen befinden wir uns auf der „Roten Insel“. Ihre Hauptverkehrsader ist die Kolonnenstraße, deren geknickte Führung sie als ehemalige Landstraße kenntlich macht, über die bis 1914 Militäreinheiten aus Moabiter und Charlottenburger Kasernen zu Übungen und Paraden auf das Tempelhofer Feld zogen.
Das Wohnquartier verdankt seinen Namen seiner politischen Vergangenheit. Die erste Wohnstraße des Viertels hieß bei seiner Gründung noch Sedanstraße, seit 1947 Leberstraße, nach Julius Leber (1891-1945), einem führenden Sozialdemokraten seiner Zeit und Widerstandskämpfer gegen den NS-Staat. Die Hinterzimmer einer Kohlenhandlung in der Torgauer Straße 24-25 waren Treffpunkt seiner Widerstandsgruppe, die auch in Kontakt mit dem späteren Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg (1907-1944) stand.

Der Name „Rote Insel“ und die Geschichte der Sedanstraße als Ort politischer Auseinandersetzungen gehen jedoch auf den Erlass des Sozialistengesetzes von Reichskanzler Bismarck im Jahr 1878 zurück. Nach einem in diesem Zusammenhang verübten, aber gescheiterten Attentat auf Kaiser Wilhem I. (1797-1888) stellte ein Bierverleger namens Becker in der Sedanstraße Nr. 22 demonstrativ eine rote Fahne vor die Tür. Seine sofortige Ausweisung aus Schöneberg, gar aus Preußen, war die Folge.
Ganz anders klingt ein Ereignis in der Sedanstraße 53, heute Leberstraße 65, nach. Hier wurde am 27. Dezember 1901 Maria-Magdalena Dietrich geboren, weltbekannt als Marlene. Noch heute, lange nach ihrem Tod im Jahr 1992, ist sie internationale Botschafterin eines freien, toleranten und weltoffenen Berlins.
Die „Rote Insel“ kennt in ihrer Geschichte noch viele weitere klangvolle Namen. Sie ist Geburtsort von Hermann Ehlers (1904-1954), dem Präsidenten des ersten Deutschen Bundestages. Die Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef (1925-2002) verbrachte hier einen Teil ihrer Kindheit und Theodor Heuss (1884-1963), erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland, wirkte zwischen 1905 und 1912 in der heutigen Naumannstraße 24 als Mitarbeiter des Sozialpolitikers Friedrich Naumann (1860-1919) und war auch in der Widerstandsgruppe um Julius Leber aktiv. Heute bewohnen etwa 13 000 Menschen die „Rote Insel“.

„We can be Heroes“ – Von Kriegsende bis Mauerfall
Ein Inselleben war den Schönebergern, wie allen, die zwischen 1961 und 1989 im Westteil Berlins lebten, Alltag. Diese äußerst merkwürdige Situation brachte es mit sich, dass Schöneberg zwar weiterhin ein beliebter innerstädtischer Wohnort blieb, aber es sich hier im Vergleich zu den 1920er- und 30er-Jahren sehr viel ruhiger lebte. Das blieb auch der Rock-Ikone David Bowie (1947-2016) nicht verborgen. Bowie, der Ende der 1970er-Jahre Abstand zu seinen Drogen-Exzessen suchte, fand 1976 die nötige Ruhe in einer großen leeren Wohnung in der Hauptstraße 155. Zwei Jahre blieb sie sein Zuhause und Basis für Songs, mit denen er die Pop-Welt eroberte.
„Insulaner“ waren übrigens nicht nur alle West-Berliner, sondern es ist auch der Name des ältesten Trümmerbergs von Berlin. Ab 1946 waren am Südgelände, das damals noch der Deutschen Reichsbahn gehörte, Trümmerloks gefahren. Fünf Jahre lang fuhren sie insgesamt 1,8 Mio. m³ Schutt aus der zerbombten Stadt heran. Der daraus entstandene rund 75 Meter hohe Berg befindet sich zwischen Munsterdamm und Prellerweg, dort wo Schöneberg an Steglitz grenzt (S-Bahnhof Priesterweg). 1963 wurde hier die Wilhelm-Förster-Sternwarte eröffnet. Am Fuße des Insulaners folgte 1965 das Carl-Zeiss-Planetarium. Eine Rodelbahn, eine Mini-Golf-Anlage und ein Sommerbad komplettieren das Freizeitangebot des Areals.
Schöneberg heute
Das Schöneberger Südgelände hat sich längst in ein Biotop mit seltener Fauna und Flora verwandelt und ist ein beliebtes Ausflugsziel mit Café und Ausstellungen. Der ehemals zweitgrößte Rangierbahnhof Berlins bietet auf rund 18 Hektar eine bunte Mischung aus Kunst, Technik und Natur.
Ein neuer Hotspot der Mobilität ist mit dem Bahnhof Südkreuz entstanden. Hier passieren nicht nur S-Bahn- und Regionalzüge, auch international verkehrende Züge legen hier Zwischenstopps ein. Rund um den Bahnhof entwickelt sich ein modernes, innovatives Büroviertel, nicht weit davon entfernt ist der EUREF-Campus. Auch hier stehen Innovation und Wandel im Mittelpunkt. Das um den ehemaligen Schöneberger Gasometer, ein rund 80 Meter hohes Industriedenkmal, entstandene Stadtquartier versteht sich als „Reallabor der Energiewende“. Auf dem 5,5 Hektar großen Campus arbeiten ca. 3 500 Menschen in mehr als 150 Unternehmen aus den Bereichen Energie, Nachhaltigkeit und Mobilität.

Zwischen Kiez und KaDeWe
Ganz kann und will Schöneberg seine auch proletarische Geschichte nicht vergessen. Aber ebenso hat sich hier über die Jahrzehnte bewahrt, was Berlin seit je ausgemacht hat. Es ist eine Stadt der Mischung und der Veränderung. Die historische Berliner Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Leben von unterschiedlichen sozialen Gruppen an einem Ort ist hier noch gegenwärtig. Das macht auch bürgerliche Quartiere wie rund um den wundervollen Viktoria-Luise-Platz und den Wittenbergplatz mit dem noblen KaDeWe „Kaufhaus des Westens“ zu sehr vielfältigen und lebendigen Lebensräumen. Das von Adolf Jandorf (1870-1932) gegründete KaDeWe legt seit seiner Eröffnung 1907 den Fokus auf hochwertige Waren und Dienstleistungen im Luxus-Segment. Extravagante Boutiquen, einzigartige Fachgeschäfte und stilvolle Restaurants wechseln sich ab mit konventionellen, dabei sehr nützlichen Supermärkten und Geschäften des täglichen Bedarfs. Was wäre Schöneberg ohne seine Wochenmärkte? Allen voran dem, der mittwochs und samstags auf dem Winterfeldplatz stattfindet. Vor allem am Wochenende wird der Platz zum Wallfahrtsort für Genießer. Fischstände offerieren frische Früchte aus See und Meer. Zugleich sind hier Obst und Gemüse nicht nur von überdurchschnittlicher Qualität, Kochliebhaber werden auch immer wieder von Neuem inspiriert. Rustikaler und eher für die Großfamilie, dabei auch sehr lebendig und authentisch geht es auf dem Crellemarkt zu. Im Sommer Melonen, Melonen, Melonen. Im Winter alles, was man für die deftige mediterrane Küche braucht.
Zum Shoppen und Flanieren ist vor allem die Akazienstraße mit ihrem bunten Einzelhandel und der abwechslungsreichen Gastronomie beliebt. Wer ein wenig Ruhe sucht oder gerne joggt, steuert den Rudolf-Wilde-Park an. Die langgestreckte, leicht abgesenkte Grün-Oase erstreckt sich westlich bis in den Ortsteil Wilmersdorf und gehört geologisch zu einer eiszeitlichen Rinne, die noch die Seen des Grunewalds umfasst.
Darum Schöneberg!
Schöneberg ist Urbanität im besten Wortsinn. Leben im pulsierenden Zentrum Berlins, ungestört von Touristenströmen. Ein Ort der Kultur, des Genießens und der Vielfalt. Ganz egal wie alt, woher, ob alleinstehend, als Paar, oder Familie – hier wird der Anspruch, den der König Friedrich II., genannt „der Große“ (1712-1786), an Berlin stellte, im weitesten Sinn gelebt: Dass jeder nach seiner Façon selig werde. Die vielen schönen Cafés, Bars und Restaurants, gehobene Shopping-Erlebnisse, Boutiquen und der gepflegte Einzelhandel tragen ganz entschieden dazu bei. Und weil eine Stadt vom Austausch lebt, sind für die außergewöhnliche Lebensqualität von Schöneberg auch seine optimale Anbindung an die historische Stadtmitte und die Bezirke im Süd-Osten, Westen und Süden wichtig. Machen Sie es wie 124 000 andere Menschen: Wohnen Sie in Schöneberg!